Göppingen: Aussicht vom Hohenstaufen, © SMG, Martina Denker

Kaiserliches bei Göppingen: Über allem nur Himmel

Wälder, Felder, kleine Flussläufe und Wiesen liegen wie Teppiche auf sanft kupiertem Gelände. Drei Bergkuppen, die Kaiserberge Hohenstaufen, Stuifen und Rechberg, ragen daraus hervor, ihre Burgruinen sind Zeugen der Größe und Macht, die einst von der Staufer-Dynastie ausgegangen ist. Und über allem nichts als Himmel, wie es Kaisern gebührt.

Mehrere Wanderwege hat der Landkreis Göppingen unter dem Begriff Löwenpfade zusammengefasst. Lust, Laune und Kondition entscheiden darüber, welchen der Rundwanderwege, drei Kilometer bis 17 Kilometer lang, man einschlägt und in welcher Richtung man sie begeht – beschildert und markiert sind sie in beide Richtungen tadellos. Die Staufer-Runde setzt noch eins drauf: Dabei lernt man im Vorwärtsgehen einiges über die weit ins Mittelalter zurückreichende Geschichte der Staufer.

Liebesgeschichte scheint Legende

Ausgangspunkt der 11,5 Kilometer langen Tour ist das Wäscherschloss bei Wäschenbeuren. Angesichts der Corona-Pandemie ist die Dame an der Kasse schon froh, „wenn am Wochenende 50 Leute kommen“. Trutzige Mauern umgeben den Innenhof, denn die Befestigung sollte die Burg Hohenstaufen sichern. Vergebens. Sie fiel im Bauernkrieg (1524 bis 1526).

Ritter Konrad von Staufen, genannt Wascher, war 1271 der Besitzer der Burg und erklärt ihren Namen. Aber wo der Stauferkaiser Friedrich I. Barbarossa im Spiel ist, sind es auch Geschichten: Er soll, vom Kloster Lorch kommend, einst hier Rast gemacht, sich in eine Wäscherin verliebt und ihr die Burg geschenkt haben. Die Urkunden verweisen diese Lovestory leider ins Reich der Legenden. Unterhalb des Schlosses führt ein schmaler Pfad auf weichem Waldboden vorbei an alten, hoch aufragenden Nadelbäumen mit rissiger Borke – und kommod bergab. 70 Höhenmeter tiefer überspannt eine Holzplankenbrücke den Beutenbach, bevor der Pfad wieder ansteigt und in den kleinen Ort Maitis führt. Die großen Bauernhöfe deuten an: Hier wird in großem Stil geackert. Entsprechend endlos sind die Felder, die Maitis umgeben. Sie wölben sich bis zum Horizont.

Schattiger Pfad

Über Stock, Stein, Wurzeln und Serpentinen gelangt man, gut beschattet, auf den Hohenstaufen. Wanderer mit Kinderwagen oder Gehbehinderung stoßen beim nördlichen Aufstieg zur Burg an Grenzen, oben aber werden alle Mühen belohnt: mit einem 360-Grad-Rundumblick und einer Erfrischung, die eine nette Frau am Kiosk verkauft, einem Radler aus der Geislinger Brauerei Kaiser. Die Berggaststätte sei wegen Corona noch geschlossen, sagt die Dame, zaubert an ihrem Verkaufsstand aber appetitlich riechenden Fleischkäs’, Kuchen, Kaffee und Eis hervor.

Friedensstifter und Mann von Welt

Den Honig aus der eigenen Imkerei kann man getrost in den Rucksack packen, denn jetzt geht es bergab zum Dokumentationsraum für staufische Geschichte. Wir lernen, wie mühsam das Einkleiden eines Ritters war, und natürlich vieles über Kaiser Friedrich I. Barbarossa. Er galt als kompromissfreudig, als Friedensstifter, und sein Reich, das Heilige Römische Reich Deutscher Nation, erstreckte sich von der Nordsee bis nach Sizilien. Ein Mann von Welt, der jämmerlich endete: Er ertrank 1190 beim Kreuzzug zur Befreiung Jerusalems im Alter von etwa 70 Jahren in einem Fluss in Kleinasien. Seine Gebeine sollen gekocht worden sein, um das Fleisch von den Knochen zu lösen, aber keiner weiß, wo sie geblieben sind.

Ob Kaiser Barbarossa jemals auf der Spielburg gestanden hat, dem letzten Höhepunkt der Tour? Sie besteht aus 15 Meter hoch aufragenden Kalksteinfelsen, und auf dem Grat, durch eine Wacholderheide und ein Wäldchen geht es vollends hinab. Auf unbefestigten Pfaden durch mannshohe Kräuter, an Wiesen- und Feldrändern entlang gelangt man zurück zum Wäscherschloss.

Das Lächeln des Löwenmenschen

Das Symbol für den Löwenpfad verweist übrigens auf eine steinalte Sehenswürdigkeit der Alb: Vor fast 40 000 Jahren haben Menschen hier aus einem Mammut-Stoßzahn den Löwenmenschen geschnitzt, ein Fabelwesen mit Attributen von Tier und Mensch. Die Elfenbeinfigur wurde am Hohlenstein 1939 entdeckt, konnte aber erst 2013 fast komplett zusammengesetzt werden. Heute wird die Skulptur im Museum Ulm präsentiert. Sie zeigt genau dasselbe verschmitzte Lächeln wie das Wanderwegzeichen.

Weitere Infos zu den Löwenpfaden finden Sie hier

Besucherinfos

Kirchen

Die Ortschaft Maitis verfügt mit der Kapelle St. Leonhard über ein Kleinod aus dem Jahr 1464. Der Vorgängerbau datiert vom Anfang des 13. Jahrhunderts und geht auf eine Stiftung einer Nebenlinie des staufischen Hauses zurück. In Hohenstaufen, am Fuß der Burg, steht die im späten 15. Jahrhundert erstellte Barbarossakirche. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts hieß sie St. Jakob, noch heute holen sich die Pilger auf dem Jakobsweg dort ihren Stempel ab.

Gaststätten

Die Berggaststätte Himmel & Erde auf dem Hohenstaufen ist, Corona-bedingt, von Donnerstag bis Sonntag, 10 bis 22 Uhr, als Kiosk auf dem Dachgarten vertreten. Infos unter Telefon 0 71 65 /9 29 00 34. Der Gasthof am Wäscherschloss hat Freitag bis Sonntag von 11.30 bis 20.30 Uhr geöffnet. Aktuelle Informationen unter Telefon 0 71 72 / 73 70.

Die Anfahrt

Von Stuttgart Hauptbahnhof mit dem Regionalexpress 5 oder der Regionalbahn 16 bis Göppingen. Abfahrt täglich alle 30 Minuten. In Göppingen Umstieg auf den Bus 11 oder Bus 12 nach Wäschenbeuren, Schillerstraße. Von dort sind es circa 8 Gehminuten, bis man auf die Tour trifft. Nach Göppingen sind VVS- Tagestickets und Tickets des BW-Tarifs gültig; während der Sommerferien gilt das VVS-Abo in ganz Baden-Württemberg.

Mehr anzeigenWeniger anzeigen

Weitere Angebote in der Umgebung von Göppingen

Blick auf Dreikaiserberge, © SMG, Achim Mende
Aus­sichts­punkt Drei­kai­ser­ber­ge-Blick
Märklineum Göppingen, © Märklineum Göppingen, Christian Höhn
Märk­li­n­e­um & Märk­lin Store Göp­pin­gen

ErlebnisCard

RegioRad Station

Burgruine Hohenstaufen, © Stuttgart-Marketing GmbH, Martina Denker
Burg­rui­ne Ho­hen­stau­fen - Stamm­sitz der Stau­fer

RegioRad Station

Kunsthalle Göppingen, © Kunsthalle Göppingen
Kunst­hal­le Göp­pin­gen

RegioRad Station