Freilandmuseum in Wackershofen 1, © Touristik und Marketing Schwäbisch Hall + Nicole Herzog

Hohenloher Freilandmuseum in Wackershofen

Der Ausflug in das Hohenloher Freilandmuseum in Wackershofen bei Schwäbisch Hall wird zu einer spannenden Zeitreise.

Schwäbisch Hall - Dieser Ausflug hat sein Leben verändert. Zum Abschluss der Grundschule ist Michael Happes Klasse von Bonn aus ins Rheinische Freilichtmuseum Kommern gefahren: „Ich war so fasziniert, dass ich gleich am Wochenende darauf meine Eltern genötigt habe, noch einmal mit mir dorthin zu fahren“, erinnert sich Happe lachend.

Die Begeisterung ist geblieben: Nach Stationen unter anderem in Iller­beuren und Thüringen ist Happe seit 2013 Chef des größten baden-württembergischen Freilichtmuseums, des Hohenlohischen Freilandmuseums in Wackershofen. Das kannte er schon aus seiner Zivildienstzeit, die er in dem zu Schwäbisch Hall zählenden Weiler verbracht hat.

Wie die Menschen vor 450 Jahren gelebt haben

Über Könige und Herrscher und deren Leben könne man in oft prunkvoll ausgestatteten Burgen und Schlössern viel erfahren. „Mich hat aber immer vielmehr die Aufgabe interessiert, den Biografien der Bevölkerungsmehrheiten einen Platz im Bewusstsein der Menschen von heute zu geben“, erklärt Happe seinen Ansatz.

Wie die Menschen in den vergangenen 450 Jahren gelebt haben, dass kann man in den 70 Gebäuden des Museums erfahren. Gleich zu Beginn des Rundgangs steht mit dem Haus Veit aus Zaisenhausen das älteste, 1551 erbaute Gebäude des Museumsdorfs, in dem man schon viel über das frühere Leben im Hohenlohischen lernen kann: Im Erdgeschoss waren eigentlich immer die Ställe, eventuell auch mal die Werkstätten untergebracht. Über eine Treppe führte der Weg hinauf in den Wohnbereich. Darüber lagen dann die Schlafzimmer.

Einwohner mit Stallgeruch

Diese für das Hohenlohische typische Bauweise, erläutert Michael Happe, hat drei Vorteile – und einen großen Nachteil. Erstens: die Steinmauern im Erdgeschoss verhinderten, dass die Feuchtigkeit des Bodens an den Wänden entlang nach oben in den Wohnbereich steigen konnten. Zweitens hatte man das Vieh bei Krankheiten oder Geburten besser unter Kontrolle. Und drittens dienten die Tiere, weil sie Körperwärme absonderten, in den Wintern oft als natürliche Bodenheizung. Der Nachteil war dafür der unvermeidbare Stallgeruch, der sich in der Kleidung festsetzte und die Herkunft der Landwirte geradezu riechbar machte.

Auffällig ist beim Betreten der Wohnstube der lichtdurchflutete Raum. „Viele Fenster sind ein Zeichen von Wohlstand“, erklärt Michael Happe. „Denn Fenster waren teuer.“ Nicht jeder konnte sich diese Helligkeit leisten.

Das Schicksal der Rechtlosen

Das gilt vor allem für jene 14 Bewohner des Arme-Leute-Hauses, das als Gegenpol auf kleinstem Raum vom Schicksal der Rechtlosen erzählt. „Ich bin sehr froh, dass wir hier auch solche Häuser haben“, betont Happe. „Schließlich wollen wir die Vergangenheit ja nicht idyllisieren, sondern realistisch erlebbar machen, wie die Menschen einst gelebt haben.“

Nebenan steht das Anfang des 19. Jahrhunderts erbaute kleine Stationsgefängnis aus Dörzbach. Dessen Funktion war es, Gefangenen und deren Begleiter oft nur für eine Nacht Unterschlupf zu ermöglichen. Denn Gefängnis an sich galt einst nicht als Strafe. Vielmehr wurden die Verurteilten oft als Zwangsarbeiter eingesetzt und mussten zu ihren Einsatzorten über mehrere Tagesmärsche gebracht werden. Um den Bewachern eine ruhige Nacht zu verschaffen, ordnete die damalige Regierung in den 1820er Jahren den Bau eines flächendeckenden Netzes solcher Stationsgefängnisse an.

Der „Rote Ochse“ wartet

Aufgeteilt ist das Museumsdorf in fünf Teilorte: Das Hohenlohische Dorf bildet den Kern. Dort wartet der „Rote Ochse“ mit guter Küche ebenso auf Gäste wie der Museumsshop. Hier gibt es auch täglich Handwerksvorführungen.

Ein kleiner Spaziergang vorbei an dem verruchten und geheimnisumwitterten Gasthaus Rose, das einst an einer Steige stand und auch Räubern und Ganoven Unterkunft geboten haben soll, führt hinauf zum Weindorf, in dem in Nicht-Corona-Zeiten sonntags eine Besenwirtschaft auf die Besucher wartet. Weiter führt der Weg über das 40 Hektar große Gelände mit seinen mehr als 100 Haustieren hinauf zu den Waldbergen, wo im Käshof eine hohenlohische Geschichte des Dritten Reichs erzählt wird. Manchem wird das Haus bekannt vorkommen, auch wenn er noch nie im Freilandmuseum war. Denn im Käshof sind etliche Szenen des Films „Elser“ über den Widerstandskämpfer Georg Elser gedreht worden.

Ein Dorf des 20. Jahrhunderts

Zurück geht es durch das Mühlental. Noch abseits liegt das neue Projekt von Michael Happe: Sein Ziel ist es, die radikalen Entwicklungen des 20. Jahrhundert zu dokumentieren. Ein Fertighaus aus den 1950er Jahren bildet den Auftakt. Noch viele weitere Häuser sollen folgen.

Ein Ausflug nach Schwäbisch Hall

Ziel

Das Hohenloher Freilandmuseum, eingebettet in eine attraktive Landschaft, bietet rund 70 historische Gebäude zum Entdecken an: Bauernhöfe, Handwerkerhäuser, Mühlen und vieles mehr wurden aus verschiedenen Orten der Region Hohenlohe hierher umgesetzt. Geöffnet ist das Museum bis zum 30. September täglich jeweils von 10 bis 18 Uhr, und dann bis 8. November jeweils von Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr. Beim Museum gibt es auch Wandermöglichkeiten.

Ausflug

Wer schon die etwas längere Anreise aus der Region Stuttgart nach Schwäbisch Hall auf sich nimmt, kann den Tag auch gemütlich in der attraktiven Stadt ausklingen lassen. Im August gibt es etwa noch einige Vorstellungen der berühmten Freilichtspiele auf der Treppe des Marktplatzes. Auch ein Besuch des Würthmuseums bietet sich an.

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